Hochmut ... (von Jo) Update vom 22.5.2023
... kommt vor dem Fall, ein altes Sprichwort.
Ich habe mich an dieser Stelle vor gut zwei Jahren möglicherweise despektierlich über den F-Schlepp geäußert. Es tut mir leid. Einige erinnern sich an meine überheblichen Ausführungen: wieso Schleppen, besser einfach die Nase des Seglers kappen, Motor rein, Startwagen drunter und ab in die Luft.
Ich musste erst die 4 Stufen auf der Leiter der Erkenntnis erklimmen, um zu verstehen, dass es so einfach doch nicht ist und dass dem F-Schlepp ein ganz besonderer Zauber innewohnt.
----- Update vom 22.5.2023
Ja, er fliegt, mein Swift S-1. Aber nur dank des magischen F-Schlepps. Und ich freue mich sehr! Aber der Reihe nach: Nachdem mein Swift eine Schleppkupplung erhalten hat, fehlte nur noch das passende Wetter und etwas Ruhe auf dem Platz. Der Freitag nach Himmelfahrt bot ideale Rahmenbedingungen.
Frank, ein ebenso erfahrener wie furchtloser F-Schlepp-Pilot, hatte sich bereits einige Tage zuvor angeboten, meinen Swift an die Leine zu nehmen. Das Foto hier zeigt ihn - hochkonzentriert - bei letzten Kontrollen vor dem Start seiner wundervollen JOB.
Christian Gersch sei an dieser Stelle auch gedankt. Ohne seine Anweisungen hätte das Vorhaben möglichlicherweise kein gutes Ende genommen. Denn eines steht fest: ich kann vieles Fliegen, aber keinen F-Schlepp!
Erster Schlepp-Start: bereits vor der ersten Kurze ausgeklinkt, besser so für Franks JOB. Zweiter Start: Immerhin, die erste Kurve als Gespann genommen, dann aber schnell raus. Dritter Start: Fast hätten wir eine zweite Kurve geschafft! Der Swift will überall hin. Am liebsten aber unter und vor Franks JOB.
Hier noch ein Foto der wunderschönen JOB. Sie hat alles unbeschädigt überstanden.
Und mein Swift S-1 ist endlich in der Luft. Unfassbar geiler Sch... Der Antrieb (Hacker A40) zieht bei 6S satte 50A im Steigflug.
----- Der erste Beitrag vom 10.10.2022
Alles beginnt mit meiner persönlichen Corona-Prävention: ein Swift von Tomahawk. Geiler Sch... Für eine ausklappbare Impeller-Turbine nebst 12s5000 hat es aber nicht mehr gereicht. Macht nichts: Nase absägen, Hacker A40 rein, Klappluftschraube drauf und Startwagen drunter. Das war der Plan.
Hier ein Bild der Teile, frisch aus der Kiste. Los geht's!
Eigentlich war alles recht gut geglückt. Besonders der Motorspant sollte sich noch als sehr stabil erweisen.
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Der A40 passte auch. Der Umbau hat aber viel länger gedauert, als geplant. Schon stand der Herbst vor der Tür und Corona hatte uns schon wieder im Griff.
Nächstes Frühjahr: her mit einem Startwagen. Die Fa. Teichner konnte helfen.
Stufe 1 auf der Leiter der Erkenntnis
Beim ersten Startversuch - die Stufe 1 auf der Leiter - war ich allein auf dem Platz. Wind in Bahnrichtung, easy going. Sonnenbrille auf, Gas rein und der Startwagen mit meinem Swift hoppelt los. Das hatte ich mir wesentlich eleganter vorgestellt. Viel hilft viel dachte ich, also mehr Gas rein. Dies führte nur zu noch mehr Hoppeln. Alles geschah nun sehr schnell: Der Swift hüpfte vom hoppelnden Startwagen, hatte zu wenig Fahrt, die rechte Fläche streifte den Boden, alles drehte sich, überschlug sich und ich schaute hilflos zu. Klappluftschraube kaputt, Motor hin, Rumpf gebrochen. Glück im Unglück: niemand hat es gesehen.
Stufe 2
Nach ganz fest kommt ganz lose, nach kaputt kommt heile. Da im Heck ohnehin etwas Blei notwendig war, wanderte das Höhenruderservo unter das Leitwerk. In Verbindung mit reichlich Matte und Harz passte der Schwerpunkt nun genau.Man kann sich eben alles schönreden.
Der Motor wurde eingeschickt (O-Ton Hacker: wie hoamst denn dös kaputt bekomma), neue Klappluftschraube drauf und den Startwagen etwas modifiziert: er bekam bessere Polster unter den Tragflächen und zwei höherer "Mitnehmer". Nun sollte es klappen.
Ein paar Wochen später: der Wind kommt wieder in Bahnrichtung. Der Wagen nebst Swift wurde aufgestellt, letzte Checks und Gas rein. Nach einigen Metern fing der Swift an, auf dem Startwagen heftig zu nicken. Ok, er ragt vorne ein gutes Stück über den Wagen hinaus. Und ja, in diesem Stück sitz wirklich viel Masse. Ein letzter, beherzter Nicker, dann rasierte der Grasboden die Klappluftschraube ab. Das war es mal wieder. Stufe 2 auf der Leiter erfolgreich erklommen :-(
Die Nase des Swifts ist schon ziemlich lang.
So sah die Latte neu aus, das Foto der zerstörten Luftschraube habe ich gelöscht.
Stufe 3 auf der Leiter
Eine neue Luftschraube war schnell besorgt. Der blöde Startwagen wanderte zu ebay. Da die Fa. Teichner mittlerweile die Neupreise drastisch erhöht hatte, konnte ich den Wagen zum Neupreis (!) verkaufen.
Als Alternative zum Bodenstart sah ich jetzt nur den Handstart. Ein 6,5 kg Swift benötigte aber einen starken Arm: Wenn nicht Lothar, wer dann könnte den Segler werfen? Auf ging es zum Platz. Vollgas, Lothar warf und der Swift zog sauber in den Himmel. Ein Traum wurde wahr, aber leider nur für 5 Minuten. Nach ein paar tiefen Überflügen (vorher schön aus 100 Meter Höhe senkrecht runter) knallte es übelst beim Gasgeben. Der Regler hatte sich verabschiedet. Ursache war wohl ein Kurzschluß an einem der drei Motoranschlußkabel.
Sieht man hier den Übeltäter? Nein, die Kabel hatte ich selbst verlegt, leider etwas zu stramm.
Der Regler wurde eingeschickt (O-Ton Hacker: wie hoamst denn dös kaputt bekomma) und bei meiner Frau ein Investitionsantrag gestellt. Am Rande: das BEC ist nicht abgeraucht, nur der motorseitige Leistungsteil. Sonst wäre mein Beitrag über den Swift an dieser Stelle zu Ende.
Stufe 4, die hoffentlich letzte Stufe
Lothar ist oft auf dem Platz, aber nicht immer. Ein Bodenstart mittels Startwagen klappt auch nicht. Und so hatte ich die brilliante Idee, das Modell zum Start zunächst mit einer kräftigen Gummiflitsche auf ein paar Meter Höhe zu katapultieren. Dann Vollgas rein und ab in den Himmel. Soweit meine Vision vom Einsatz des emc-Vega Megarubber Sets.
Michael Stube war Helfer und Zeuge des Desasters, das ich als Stufe 4 der Leiter der Erkenntnis bezeichnen möchte. Um es kurz zu machen: Ich war zu hektisch und habe wahrscheinlich nach dem Auslösen der Starteinrichtung viel zu früh Vollgas gegeben. Die kurze Schleppleine wickelte sich in die Luftschraube und es folgte ein Touchdown aus 2 Meter Höhe.
Seitenruder und Haube mussten diesmal dran glauben. Jede Stufe auf der Leiter hat ihren individuellen Preis.
Der vordere Haubenhalter hat schon viel weggesteckt. Die Schäden durch Stufe 1, 2 und 4 sind mit etwas Phantasie als Epoxy-Schichten auszumachen.
Ich stehe jetzt auf der finalen Stufe der Leiter der Erkenntnis. Was lässt mich dies hoffen? Vor ein paar Tagen trat Lothar an mich heran und sagte: Bau' Dir eine Kupplung ein, ich schleppe dich. F-Schlepper sind nicht nachtragend. Und so werde ich nun bescheiden und dankbar sein Angebot annehmen und noch im hohen Alter das F-Schlepp-Fliegen lernen.